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Die Entstehung und Entwicklung der Endometriose

Wenn man in der Medizin von der Entstehung und Entwicklung einer Krankheit mit allen daran beteiligten Faktoren spricht, bezeichnet man die „Pathogenese“ dieser Krankheit. In diesem Post werden wir über die Pathogenese der Endometriose sprechen. Obwohl sie schon vor mehr als einem Jahrhundert beschrieben wurde, ist sie immer noch eine rätselhafte Krankheit.

Was ist Endometriose?

Der Begriff Endometriose bezieht sich auf das Vorhandensein von Drüsen und Stroma, die dem Endometriumgewebe ähneln, welches die Gebärmutterhöhle bedeckt und sich außerhalb der Gebärmutter befindet. Zum ersten Mal beschrieben von Rokitansky im Jahr 1860, der das Vorhandensein von eindringenden endometriumähnlichem Gewebe in das Myometrium feststellte. Später beschrieb Cullen das Vorhandensein von Ovarialzysten und endometriumähnlichem Gewebe im rekto-vaginalen Septum, und es war Sampson (1), der 1927 den Begriff Endometriose einführte.

Theorien über die Entstehung der Endometriose

Bis jetzt war die anerkannteste Theorie bezüglich ihres Ursprungs und ihrer Entwicklung die Theorie der retrograden Menstruation von Sampson. Laut dieser Theorie setzen sich die Endometriumzellen am Peritoneum fest, stellen den Blutfluss her, vermehren sich und produzieren endometriale Implantate.

Diese Theorie würde erklären, warum Neugeborene, die bei der Geburt eine Menstruation haben, insbesondere Frühgeborene und Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht (5 % aller Neugeborenen), in der Prämenarche und in der Adoleszenz eine Endometriose entwickeln. Diese Theorie erklärt jedoch nicht die Entwicklung der extragenitalen Endometriose bei Frauen ohne Endometrium oder sogar beim Mann. Oder die Tatsache, dass obwohl die meisten Frauen eine retrograde Menstruation erleben, nur eine von 10 Frauen eine Endometriose entwickelt.

1942 wurde die Theorie der coelomischen Metaplasie vorgeschlagen, d.h. die Umwandlung von peritonealen, endometrialen Stammzellen oder aus dem Knochenmark stammenden Zellen oder Resten von Zellen aus der Embryonalzeit, in endometriale Zellen (2). Es handelt sich um ein reversibles Phänomen und abnormales Verhalten aufgrund einer abnormalen Umgebung.

Diese Transformation ist nicht mit übertragbaren genetischen und epigenetischen Veränderungen verbunden und erklärt daher nicht den vererbbaren Charakter dieser Entität. Es ist zu bemerken, dass Verwandte. ersten Grades ein Risiko von 6-9% haben, an der Krankheit zu leiden, und bis zu 15% bei schwerer Erkrankung. Man denkt, dass bei der Hälfte aller Fälle von Endometriose erbliche Faktoren beteiligt sind.

Kürzlich wurde die Theorie der genetischen und epigenetischen Veränderungen (3) entwickelt, die viele der Befunde in dieser Entität erklären könnte. Epigenetik bezeichnet genetisch übertragbare Veränderungen, die durch äußere, umweltbezogene Faktoren verursacht werden, und die keine Änderung in der DNA-Sequenz implizieren. Diese Veränderungen können von Endometriumzellen bis hin zu Stammzellen betreffen. Wir wissen, dass der oxidative Stress, der während der retrograden Menstruation auftritt, in der Lage ist, epigenetische Veränderungen sowie Veränderungen im Mikrobiom der Gebärmutter- und Bauchhöhle zu verursachen; einige Vorfälle entwickeln sich während der intrauterinen Phase, und andere im Laufe des Lebens (Dioxine, Strahlung, Umweltverschmutzung, oxydativer Stress…). Es erfordert die kumulative Wirkung dieser Vorfälle, die von einer Zelle zur anderen von einer Generation zur anderen übertragen werden, und das macht die Zellen anfälliger für neue Vorfälle und diese Akkumulation wird diejenige sein, die zur Entwicklung der Krankheit in ihren verschiedenen Präsentationen führen wird (typische, zystische, tiefe und extragenitale Endometriose (4).

Sobald die Schädigung auftritt, entwickelt sie sich in einer anderen Umgebung als im Uterus mit einer anderen Mikrobiota, endokrinen und parakrinen Immunfaktoren. Zyklische hormonelle Veränderungen mit eventuellen Blutungen führen zu wiederholten Mikrotraumen, die das Risiko für genetische und epigenetische Ereignisse und die Entwicklung von Fibrose und Krankheitsprogression erhöhen. Aus diesem Grund müssen viele der immunologischen und endometrialen Veränderungen, die mit der Endometriose verbunden sind, als Folge dieser genetischen Veranlagung und nicht als Folge der Endometriose angesehen werden.

Andererseits sind epigenetische Veränderungen potenziell reversibel, obwohl es schwieriger ist, wenn mehrere epigenetische Ereignisse miteinander verbunden sind. Diese potentielle Reversibilität würde erklären, warum das Vorhandensein einer mikroskopischen Endometriose sich klinisch nicht auswirkt und warum die unvollständige Exzision tiefer Endometriose-Läsionen nicht mit einem erhöhten Rezidivrisiko im Vergleich zu großen Resektionen verbunden ist. Diese Beobachtungen deuten darauf hin, dass sich Zellen mit reversiblen epigenetischen Veränderungen wieder normalisieren, wenn der Motor dieser Ereignisse reseziert wird, wie im Fall der Resektion eines tiefen Endometrioseknotens. Dies erklärt die unterschiedliche Reaktion auf verschiedene medizinische Behandlungen. 

Die Kenntnis der verschiedenen Mechanismen, die an der Entstehung dieser Krankheit beteiligt sind, wird uns ermöglichen, bessere Strategien für ihre Prävention, Diagnose und Behandlung zu entwickeln. Man muss versuchen die Ereignisse zu verhindern, die epigenetische Veränderungen auslösen, wie den oxidativen Stress, der durch die retrograde Menstruation verursacht wird, zu reduzieren, die Verbesserung der Mikrobiota und die Vorbeugung von Beckenentzündungen.

 

Endometriose betrifft 10 % der Frauen und ist bei 35 % der unfruchtbaren Frauen vorhanden. In unserer Kinderwunschklinik haben wir uns auf hochkomplexe Fälle mit dieser Pathologie spezialisiert. Unser Team ist immer auf dem aktuellsten Stand und verfolgt die neuesten Studien zur Endometriose, um die modernsten Behandlungen anbieten zu können, damit unsere Patientinnen ihren Traum des Mutterseins erfüllen können.

 

Wenn dies dein Fall ist, ermutigen wir dich, einen ersten Besuch zu vereinbaren, damit wir deinen Fall persönlich kennenlernen können.

 


Bibliographie

  1. Sampson JA. Peritoneal endometriosis due to menstrual disemination of endometrial tissue

into the peritoneal cavity. Am J Obstet Gynecol.1927;14:422-469.

  1. Donnez J, Van Lagendockt A, Casanas-Roux F, Van Gossum JP, Pirard C, Jadoul P.

Current thinking on the pathogenesis of endometriosis.Gynecol Obstet Invest.2002;54:52-58.

  1. Koninckx PR, Barlow D, Kennedy S. Implantation versus infiltration: the Sampson versus

the endometriotic disease theory. Gynecol Obstet Invest.1999;47:550-556.

  1. Adamyan LV, Sptsyn VA,Andreeva EN. Comprenhensive monograph on etiology and

pathogenesis of endometriosis from the standpoint of genetics. Moscow:geotar Media;2008.