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Was ist PCOS (polyzystisches Ovarialsyndrom) und wie kann es die Fruchtbarkeit beeinflussen?

Das polyzystische Ovarialsyndrom ist eine der häufigsten gynäkologischen endokrinen Pathologien, und  betrifft 6-10% der Frauen im reproduktiven Alter.

Die Diagnose von PCOS basiert auf dem Vorhandensein von mindestens zwei der folgenden Zeichen:

– Oligo-Anovulation

– Klinische oder analytische Anzeichen eines Androgenüberschusses.

– Eierstöcke mit einem polyzystischen Ultraschallbild.

Viele dieser Frauen haben außerdem eine Insulinresistenz, Hyperinsulinämie und Fettleibigkeit. Das Vorhandensein dieser Risikofaktoren führt zu einer höheren Inzidenz von Unfruchtbarkeit, kardiovaskulären Erkrankungen, Typ-II-Diabetes, Lipidstörungen, metabolischem Syndrom und einem erhöhten Risiko für Endometriumkrebs.

Es gibt verschiedene Phänotypen des PCOS: komplettes, nicht-hyperandrogenes, kein sonographisches Vorhandensein eines polyzystischen Ovars und Phänotypen mit Ovulation.

Wie wird die Fruchtbarkeit beeinträchtigt?

Aus der Sicht der Reproduktion weisen Frauen mit PCOS Ovulationsstörungen auf, aber dies scheint nicht der einzige Faktor zu sein, da diese Frauen auch ein höheres Risiko für Fehlgeburten und andere geburtshilfliche Komplikationen haben.

Der Reproduktionserfolg ist abhängig von der Qualität der Embryonen, der Gebärmutterschleimhaut und einem geeigneten Interaktionsverhalten zwischen beiden. Es scheint, dass die schlechtesten Ergebnisse eher mit Veränderungen des Endometriums als von den Eizellen zusammenhängen.

Tatsächlich hat man gesehen, dass Frauen mit PCOS ohne Hyperandrogenämie (ohne Überschuss an Androgenen) nach einem In-vitro-Fertilisationszyklus ähnliche Ergebnisse wie ovulierende Frauen (1) haben, und Eizellspenderinnen mit und ohne PCOS, die ihre Eizellen an Frauen mit Ovarialinsuffizienz spenden, vergleichbare Schwangerschaftsraten (2) haben.

Jedoch gibt es auf der Ebene des Endometriums klinische und experimentelle Angaben die erklären, dass das Endometriumgewebe bei Frauen mit PCOS unterschiedliche Eigenschaften aufweist.

Ihre klinischen Besonderheiten beinhalten eine veränderte Expression von Hormonrezeptoren im Endometrium, eine größere Anzahl von Östrogenrezeptoren und einen hohen Östrogenspiegel, eine Resistenz gegen Progesteron mit Vorliegen von weniger reaktiven Isoformen auf endometrialer Ebene, einen hohen Spiegel von Androgenen und deren Rezeptoren, und eine Insulinresistenz. 

All dies verursacht eine Lage mit einer leichten Entzündung, mit Veränderungen der Immunzellen die für die Implantation verantwortlich sind, und mit Störungen in der Vaskularisation, die folglich mit einer höheren Inzidenz von Plazentaanomalien und Präeklampsie zusammenhängen könnten.

Obwohl alle diese Veränderungen des Endometriums zu schlechteren Einnistungs- und anhaltenden Schwangerschaftsraten führen, variieren diese schlechteren Ergebnisse je nach den verschiedenen Erscheinungsformen des PCOS und deren Schweregrad.

Welche Maßnahmen kann man treffen?

Die Änderung des Lebensstils ist einer der entscheidenden Faktoren. Eine hypokalorische Diät mit niedrigem Kohlenhydrat- und hohem Proteingehalt zusammen mit regelmäßigem aerobischem Training verbessert die metabolische Kontrolle und fördert den spontanen Eisprung bei fettleibigen oder übergewichtigen Frauen. Dies verbessert auch den Androgenspiegel.

Diejenigen Frauen die an Hyperinsulinämie oder Insulinresistenz leiden, profitieren nicht nur von einer Diät, sondern auch von der Einnahme von Medikamenten wie Metformin oder anderen, die ihre Insulinresistenz zu kontrollieren helfen.

Bezüglich der Ovulationsinduktion wird die Verwendung von Letrozol als Arzneimittel der Wahl angesehen, obwohl dessen Verwendung für diese Indikation nicht in allen Ländern zugelassen ist. Dann ist in diesen Fällen Clomifen indiziert. Als

Zweitlinienmedikation wird die Verwendung von Gonadotropinen indiziert.

In den Fällen, die eine In-vitro-Fertilisation erfordern, wird empfohlen, die Embryonen in einem Kryotransfer-Zyklus zu übertragen, um einen höheren Synchronisationsgrad zwischen dem Endometrium und dem übertragenden Embryo zu erreichen. Dadurch werden die negativen Auswirkungen des hohen Östrogenspiegels während der Stimulation auf ein Endometrium, das schon sehr empfindlich auf Östrogen reagiert (3) vermieden.

Weitere Maßnahmen, die sich positiv auswirken können, sind die Sicherstellung eines ausreichenden Vitamin-D-Spiegels, der bei diesen Frauen manchmal niedrig ist, und eine wesentliche Rolle als Immunmodulator während der Schwangerschaft hat. Die Verabreichung von Coenzym Q 10 als Antioxidationsmittel, kann  bei diesen Patientinnen vorhandenen oxidativen Stress modulieren. Man kann auch N-Acetylcystein verwenden, ein mukolytischer Wirkstoff mit antioxidativer Wirkung und mit der Fähigkeit, die Insulinresistenz zu verbessern (4).

All dies kann helfen, die Ergebnisse bei diesen Patientinnen zu verbessern. Allerdings sind die Personalisierung und Bewertung jedes einzelnen Falles grundlegend, und sie werden uns ermöglichen, eine personalisierte Behandlung anzubieten, die ihren spezifischen Bedürfnissen entspricht.

 


Bibliografie

  1. Holte J, Brodin T, Berglund L, Hadziosmanovic n, Olovsson m, Bergh t. Antral follicle counts are strongly associated with live birth rates after assisted reproduction, with superior treatment outcome in women with polycystic ovaries. Fertil Steril.2011;96:594-599.
  2. Vaz GQ, Evangelista AV, Sartorio CAP, Cardoso MCA,Erthal MC, Gallo P, Oliveira MAP. Are patients with polycystic ovary syndrome ideal candidates for oocyte donation?. Biomed Res Int.2016;5701609.
  3. Chen Zj, Shi Y, Sun Y, Zhang B, Liang X, Cao Y , Yang J, Lui J, Wei D, Weng N. Fresh versus frozen embryos for infertility in the polycystic ovary syndrome.N Engl J Med.2016;375:523-533
  4. Palomba s, Piltonen TT, Giudice LC. Endometrial function in women with polycystic ovary syndrome: a comprehensive review. Hum reprod Update. 2020,0:1-35.