Clínica Fertia

Schmerzen, das Hauptsymptom der Endometriose

Endometriose ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, von der 10 % der Frauen betroffen sind. Mehr als 60 % der Frauen, bei denen eine Endometriose diagnostiziert wurde, leiden unter chronischen Beckenschmerzen (1). Jedoch sind  bis heute die Mechanismen, durch welche die Endometriose chronische Schmerzen verursacht, nicht vollständig geklärt. Die chirurgische Entfernung endometriotischer Läsionen lindert die Schmerzen, was die Ansicht unterstützt, dass diese Läsionen an der Schmerzentstehung beteiligt sind, aber es fällt auf, dass es keine Korrelation zwischen dem Umfang der Läsion und dem Ausmaß der Schmerzen gibt. Darüber hinaus kehren die Schmerzen häufig 12 Monate nach der Entfernung der Läsion zurück, auch wenn die Krankheit nicht wieder auftritt.

Andererseits weisen viele dieser Frauen andere Erkrankungen auf, wie z. B. einen Reizdarm oder eine hyperaktive Blase, was auf eine komplexere Pathophysiologie hindeutet, die sich nicht allein durch das Vorhandensein der endometriotischen Läsion erklären lässt.

Dieses Mal haben wir einen eher technischen Post verfasst, um auf wissenschaftliche und medizinische Weise die Mechanismen unseres Körpers die an der Entstehung von Schmerzen bei Endometriose beteiligt sind, zu erklären. Wir wissen, dass dies ein komplexes Thema ist, und möchten euch daher ermutigen, uns alle Fragen mitzuteilen, die ihr nach der Lektüre des Beitrages haben solltet.

Welche Mechanismen sind an der Entstehung von Schmerzen bei Endometriose beteiligt?

1. Entzündung

Die retrograde Menstruation (bei der das Menstruationsblut durch die Eileiter in die Beckenhöhle zurückfließt, statt den Körper zu verlassen) tritt bei 90 % der Frauen auf und nur 10 % von denen entwickeln eine Endometriose. Die Zellen der angeborenen Immunität (Makrophagen, dendritische Zellen, natürliche Killerzellen) sind  verantwortlich für die Eliminierung von Resten des Endometriumgewebes aus der Bauchhöhle. Es wird angenommen, dass eine Fehlregulierung dieser angeborenen Immunität an der Entstehung dieser Entzündung beteiligt ist.

Zyklische Blutungen, die in der Gebärmutterhöhle als Reaktion auf Sexualhormone auftreten, treten auch an den Endometrioseherden im Becken auf. Dies, zusammen mit dem Vorhandensein von retrograden Menstruationsblutungen, aktiviert eine Immunreaktion, die Zytokine und andere Faktoren freisetzt, die zu oxidativen Reaktionen führen, sowie Vorhandensein von Prostaglandinen, Wachstumsfaktoren und verschiedenen Entzündungsfaktoren, die  für chronische Beckenschmerzen verantwortlich sein könnten, durch direkte Aktivierung sensorischer Endungen (2). Deren Aktivierung und kontinuierliche Sensibilisierung bedingt die Weiterleitung des Schmerzreizes an das zentrale Nervensystem und erklärt das Vorhandensein von nicht-zyklischen Schmerzen und anderen  viszeralen Schmerzen Arten.

2. Neuroangiogenese

Mehrere Studien deuten darauf hin, dass sobald sich die Endometriose-Herde entwickelt haben, ein Phänomen der Neuroangiogenese auftritt, das heißt, die Entwicklung neuer Blutgefäße, die das Wachstum der Läsionen fördern und die synchronisierte Entwicklung von Nervenenden begünstigen.  

Dieser Prozess wird durch Östrogen und Immunzellen, insbesondere Makrophagen die den Endothelialen- und Nervenwachstumsfaktor freisetzen, reguliert. Dies ermöglicht die Entwicklung von autonomen und vor allem sensorischen Neuronen. Die meisten von denen sind demyelinisierte Nervenfasern, die als Nozizeptoren fungieren (Rezeptoren, die auf schädliche Reize reagieren, das Schmerzgefühl erkennen und es an das zentrale Nervensystem weiterleiten) und bei der Entstehung von chronischen Schmerzen bei Endometriose eine Rolle spielen (3).

Andererseits, die Nähe von endometriotischen Läsionen und das Phänomen der Verwachsung (Adhäsion) können die sensorischen Endigungen im Becken abkapseln und komprimieren, was ebenfalls zu Beckenschmerzen beiträgt. 

3. Neurogene Entzündung 

Das Vorhandensein oxidativer Entzündungsfaktoren kann Rezeptoren von nozizeptiven Nervenfasern in der endometriotischen Läsion aktivieren, was zur Rekrutierung von Mastzellen führt, die pro-inflammatorische Mediatoren freisetzen und so einen Teufelskreis der neurogenen Aktivierung durch Entzündungsfaktoren bedingen (4).

4. Periphere Sensibilisierung

Durch die periphere Sensibilisierung wird die Schmerzschwelle gesenkt, so dass nach einem Reiz der normalerweise keine Schmerzen auslösen würde, Schmerzen auftreten, oder das Schmerzgefühl (Hyperalgesie) wird verstärkt auf einen schmerzhaften Reiz.

 Es handelt sich um einen Mechanismus, der den Schutz während der Entwicklung der entzündlichen Reaktion auf eine Verletzung fördert, doch wenn die Entzündung anhält, werden die Nozizeptoren schließlich chronisch überempfindlich, auch wenn die Entzündung schon vorbei ist (5). Es wird auch angenommen, dass eine periphere Sensibilisierung schließlich eine zentrale Sensibilisierung hervorruft.

5. Zentrale Sensibilisierung

Die chronische Übererregbarkeit der peripheren Afferenzen führt zu Veränderungen auf zentraler Ebene. Die Neuronen im zentralen Nervensystem sind sensibilisiert und bleiben auch ohne den Schmerzreiz übererregt, wenn die Pathologie bereits sich erledigt hat. Dies würde erklären, warum die chronischen Schmerzen bei einigen Patientinnen nach der Entfernung der endometriotischen Läsion anhalten (6).

Neuroimaging-Techniken zeigen Veränderungen der grauen Substanz in Bereichen des Gehirns, die Schmerzen bei Frauen mit Endometriose verarbeiten, die bei asymptomatischen Frauen nicht vorhanden sind. Da die Diagnose der Endometriose häufig erst nach 8-12 Jahren gestellt wird, haben die endometriotischen Läsionen Zeit, eine zentrale Sensibilisierung auszulösen. 

6. Kreuzsensibilisierung zwischen Organen

Frauen mit Endometriose leiden häufig an anderen Krankheiten wie Migräne, Fibromyalgie, Reizdarmsyndrom, Syndrom der schmerzhaften Blase. Anscheinend, findet eine Kreuzsensibilisierung zwischen Organen statt, wenn die afferenten sensorischen Endigungen einiger Organe eine Sensibilisierung in den Nervenenden anderer Organe hervorrufen. 

Da die viszeralen afferenten Terminals im Rückenmark nahe beieinander liegen, kann es zu einer benachbarten Sensibilisierung kommen (7). Oder die Phänomene der Neuroangiogenese endometriotischer Läsionen könnten zu einer Konvergenz mit benachbarten Organen führen, die mit der endometriotischen Läsion verbunden sind. Auf jeden Fall könnte die generalisierte Überempfindlichkeit bei diesen Frauen zum Teil auf dieses Phänomen der Kreuzsensibilisierung der Organe zurückzuführen sein.

 Sicher ist, dass je mehr wir über die Mechanismen wissen, die an der Entstehung von Schmerzen bei Endometriose-Patientinnen beteiligt sind,  desto besser können wir die Therapien  entwickeln, die wirksamer und personalisierter für jede einzelne Patientin sind.

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Verzögerung der Diagnose der größte Risikofaktor für chronische Schmerzen bleibt, daher ist eine gute Anamnese sehr wichtig, denn letztlich ist die klinische Situation der Patientin entscheidend zur Frühdiagnose, zusammen mit bildgebenden Techniken, die die Diagnose unterstützen.

In Clínica Fertia sind wir auf die Diagnose und Behandlung von Endometriose spezialisiert. Wir wissen, dass der Schwerpunkt darauf liegt, unseren Patientinnen zuzuhören, begleitet von medizinischen Tests zur Bestätigung der Diagnose.

Wenn du unter chronischen Menstruationsschmerzen, Migräne, Schmerzen beim Sex leidest… empfehlen wir dir, dies nicht zu übersehen. Der erste Schritt zur Diagnose der Endometriose ist, die Menstruationsschmerzen und Ihrer anderen Symptome nicht zu normalisieren.  

Wir sind hier, um dir zu helfen, vereinbare einen ersten Termin.

 


Bibliografie

1. Ballard KD, Seaman HE, De Vries CS, Wright JT. Can symptomatology help in the diagnosis of endoemtriosis? Findings from a national case-control study -Part.Br J Of Obst and Gynecol. 2008; 115:1382-1391.
2. Wu I, Xie H, Yao S,Liang Y.Macrophage and nerve interaction in endometriosis.J Neuroinflamation.2017;14:53.
3. Yan D, Liu X, Guo SW. Nerve fibers and endometriotic lesions:partners in crime in inflicting pain in women with endometriosis. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol.2017;209:14-24.
4. Tokushige N, Markham R, Russell p, Fraser IS. Nerve fibers in peritoneal endometriosis . Hum Reprod.2006;21:3007-3010.
5. Morotti M, Vincent K, Brawn J, Zondervan KT,Becker CM. Peripheral changes in endometriosis -associated pain.Hum Reprod.2014;20:717-736.
6. Li T, Mamillapalli R, Ding S, Chang H, Liu ZW,Gao XB. Endometriosis alters brain electrophysiology, gene expresión and increases pain sensitization, anxiety and depresión in female mice. Biol reprod. 2018,99:349-359.
7. Grundy L, Brierly SM.Cross-organ desensitization between the colon and bladder:to pee or not to pee?.Am j Physiol Gastrintest Liver Physiol.2018;314.301-308.

Geschrieben von:

Dr. Elena Puente

Medizinischer Direktorin der Clinica Fertia

Email: elenapuente@clinicafertia.com

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